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Qualitätssicherung in der Übersetzung

3 Tipps zur nachhaltigen Korrektur von fehlerhaften Übersetzungen.

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Qualitätssicherung in der Übersetzung

TMS, CMS, Termdatenbanken, QA-Check, Termcheck, LQA sind alles Fachwörter aus der Welt der Übersetzung für Tools und Prozesse, die zum einen Kosten sparen und zum anderen die Qualität einer Fremdsprache vor, während und nach der Übersetzung sichern sollen.

Die kontinuierliche Prüfung der Qualität von Übersetzungen ist für viele Unternehmen nur schwer realisierbar. Oft gelingt dies nur über die Sammlung sporadischer Feedbacks aus dem Markt und/oder den Niederlassungen. Es wäre ja auch ein kleines Wunder, wenn Sie als Verantwortlicher für das Fremdsprachenmanagement im Unternehmen alle Ihre Kommunikationssprachen beherrschen würden.

Im Arbeitsalltag des kothes Übersetzungsteams kommt es vor, dass wir kontaktiert werden, weil Sie als Fremdsprachenverantwortlicher Ihrer Firma genau zwischen den Stühlen sitzen. Ein Beispiel:

Ihre Niederlassung signalisiert, dass die Übersetzung schlecht war, und nennt Ihnen im besten Fall ein paar konkrete Beispiele. Ihr Übersetzungsdienstleister schreibt Ihnen, dass die angeführten Qualitätsmängel aus verschiedenen Gründen keine sind. Und das Ganze passiert Ihnen nicht zum ersten Mal in einer Sprachkombination.

Die große Frage ist dann natürlich: Wie geht es weiter? Das Verhältnis zwischen Ihrem Übersetzungsdienstleister und Ihnen als Kunde ist doch eigentlich in Ordnung, nur diese eine Sprache erzeugt immer wieder Stress, bindet Zeit und kostet damit Geld.

Natürlich gibt es hier kein Patentrezept für eine Lösung. Dazu sind die Gründe der Unzufriedenheit oft zu unterschiedlich. Die Erfahrung zeigt aber, dass 3 Hauptgründe dazu führen, dass Übersetzungen bemängelt werden.

  • Fehlende oder nicht ordentlich abgestimmte Fremdsprachenterminologie
  • Fehlende Absprachen zur Stilistik
  • Wirkliche Fehler wie Sinn-, Rechtscheib- und Grammatikfehler

Was also tun, wenn eine oder vielleicht sogar alle 3 Fehlerkategorien zutreffen? Das Problem hat sich vielleicht sogar schon über das Translation Memory in alle möglichen Publikationen ausgebreitet.

Die Überlegung wäre hier, wie man zukünftig vorgehen möchte. Je nach Schweregrad der bemängelten Übersetzungen, deren Evaluierung wie immer vor dem Lösungsansatz steht, schlagen wir 3 verschiedene Lösungsmöglichkeiten vor, um die Qualität einer Übersetzung nachhaltig zu verbessern.

Möglichkeit 1:
Sie konsolidieren die bemängelte Sprache
im Verlauf der zukünftigen Übersetzungsprojekte, indem Sie, in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Ansprechpartnern (Kunde, Niederlassungen des Kunden etc.), die Übersetzung kontinuierlich prüfen und die Änderungswünsche vor der finalen Lieferung berücksichtigen.
Vorteil: kein Abbruch der kontinuierlichen Beauftragung von Übersetzungsprojekten
Nachteil: eine spürbare Verbesserung der Übersetzung tritt erst nach einem längeren Zeitraum ein. Eventuell ist auch mit längeren Projektbearbeitungszeiten durch Abwarten von Feedbacks z. B. aus Niederlassungen zu rechnen.

Möglichkeit 2:
Sie nehmen sich ein Herz, "räumen auf" und fokussieren sich dabei auf 3 Dinge:

Zuerst wäre da die Abstimmung der zu verwendenden Terminologien in Quell- und Zielsprache. Das müssen nicht tausende von Benennungen sein; fangen Sie mit den wichtigsten 100 bis 200 an.
Wenn das erledigt ist, können Sie im zweiten Schritt das Translation Memory auf Basis dieser festgelegten Benennungen überprüfen und korrigieren.
Im dritten Schritt erfassen Sie Übersetzungs- und spezielle Sprachvorgaben in einem sogenannten Fremdsprachenstyleguide. Hier hinterlegen Sie die wichtigsten Regeln. Das muss auch kein Buch werden, sondern ein überschaubares Regelwerk, an das sich der Übersetzer hält.

Zusätzlich empfehlen wir, dass Sie Ihren Prüfern in den Niederlassungen auch ein kleines Regelwerk an die Hand geben. Somit vermeiden Sie Korrekturaufwände, die vielleicht gar nicht nötig sind. Als Beispiel seien stilistische Korrekturen genannt, denn obwohl die Information selbst einwandfrei in die Fremdsprache übertragen wurde, werden hier gern Formulierungen geändert, die am Ende dasselbe aussagen.
Vorteil: spürbare Verbesserung der Übersetzungen mit Beginn der Folgeprojekte
Nachteil: Initialaufwände zur Erstellung der Rahmenvoraussetzungen

Möglichkeit 3 (oder das Plus, um Übersetzungen gemeinsam und nachhaltig zu sichern):
Sie erarbeiten gemeinsam mit Ihrem Übersetzungsdienstleister eine Art Prüfmatrix, die zum einen Fehler kategorisiert und zum anderen diese Fehler gewichtet. Dadurch können Sie als Kunde die Qualität der Übersetzungen regelmäßig und kontinuierlich überwachen und Tendenzen ablesen. Idealerweise verfügt Ihr Dienstleister schon über solch ein Prüfverfahren, an das Sie sich anlehnen können.

Unsere Übersetzungsmanager führen beispielsweise mit jedem Projekt eine Qualitätsbewertung in Anlehnung an die SAE J2450 (Übersetzungs-Qualitäts-Matrix) nach festgelegten Kriterien durch. Dieser Standard zur Bewertung der Übersetzungsqualität wird mitunter von unseren Kunden eingefordert oder kontinuierlich abgeprüft. Dadurch ist es möglich, unsere Übersetzungen einheitlich mit den Kunden zu bewerten, Tendenzen abzulesen und entsprechende Maßnahmen zeitnah, transparent und vor allem gemeinsam abzuleiten.

In der Praxis sieht das dann so aus, dass aus der Prüfung des Übersetzungsdienstleisters und der Prüfung oder Korrektur z. B. Ihrer Auslandsniederlassung nach den gleichen Kriterien eine Bewertung entsteht, die allen Parteien hilft: dem Übersetzungsdienstleister und Übersetzern, um kontinuierlich ordentlich arbeiten zu können; dem Prüfer auf Seiten des Kunden, indem seine Aufwände für Prüfungen stetig sinken; und Ihnen als Fremdsprachenverantwortlicher Ihres Unternehmens, um einen Überblick zu behalten über die vielen (Export-)Sprachen, die Sie verwalten.

Ein Tipp liegt mir noch am Herzen, der meiner Erfahrung nach mit geringem Einsatz im Vorfeld von Übersetzungsprojekten wirklich zu besseren Ergebnissen führen kann:

Organisieren Sie doch einfach eine kleine (Online-)Produktschulung für die Übersetzer, die für Sie eingesetzt werden. Denn oft sieht der Übersetzer nur Ihr Dokument, sein Übersetzungsprogramm und das mitunter widersprüchliche Internet als Referenz.
Das Spezialwissen über Ihre Produkte liegt doch bei Ihnen, dem Hersteller – und ein Austausch mit dem Übersetzer im Vorfeld wirkt oft Wunder.    

Mein Fazit mit Ausblick:
All das wird Ihnen auch bei der Vorbereitung zum Einsatz von künstlicher Intelligenz und maschineller Übersetzung wirklich helfen. Denn diese Systeme lernen auch schneller, wenn die Informationen, die sie erhalten, nicht widersprüchlich, sondern aufgeräumt und eindeutig sind. Und das spart dann in Zukunft richtig Aufwand!

 

Verena Döhler
Autor:
Blog post Verena Döhler