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Nutzerinformationen im Betrieb von Offshore-Windparks

Was ein flexibles Wartungskonzept mit selbstgebackenem Apfelkuchen verbindet.

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Nutzerinformationen im Betrieb von Offshore-Windparks

Ich werde dir einen Kuchen backen. Bestimmt freust du dich wieder über eine gedeckte Apfeltorte. Das macht mir Spaß und ein Rezept brauche ich nicht; ich habe die Zutaten im Kopf und rühre sie nach Gefühl zusammen. Das ist super einfach und gelang mir bislang immer.

Ach Mist! Ich muss ja heute Abend zum Sport, den habe ich letzte Woche schon ausfallen lassen. Und morgen früh um 4 Uhr aufstehen, um rechtzeitig in unserem Berliner Standort einzutreffen …
Hmm, vielleicht frage ich Fritjof, der hat bestimmt Zeit und Lust, das Backen zu übernehmen.
Eigentlich müsste auch irgendwo ein Rezept liegen, das meine Ma damals geschrieben hat. Oder war es nur eine Liste der Zutaten?

„Hey Fritjof, ich habe auf dich ein kleines Attentat geplant.“
„Ach ja, schieß los, klingt ja spannend.“

Glück gehabt. Er backt die Apfeltorte! Ein Rezept braucht er nicht, denn er weiß, wie man das macht. Ist ja auch logisch, da er für sein leckeres Backwerk bekannt ist.

Ob der Kuchen auch dieses Mal so gut ankam?
Ich werde es nicht verraten. Fritjof hat jedenfalls rechtzeitig ein beeindruckendes Werk abgeliefert.

Mir fiel diese Anekdote bei der Vorbereitung eines Kundentermins ein, in dem es um die Rezeptur, pardon: Betriebs- und Wartungsinformation, für einen Offshore-Windpark ging. Sein Betreiber hatte sich für ein flexibles Wartungskonzept entschieden.

Und – was hat das nun mit einer gedeckten Apfeltorte zu tun? An sich erst mal: nichts.

Bis auf die „flexible Auftragsvergabe“ und die Sache mit der Rezeptur. Denn Bauteillisten und Handlungsanweisungen sind als Inhalte einer Windpark-Dokumentation ebenso wichtig wie die Liste der Zutaten und die Beschreibung der Zubereitung in einem Kuchenrezept. 

Doch je komplexer das – sagen wir – „Projekt“, desto relevanter wird die Information. Und diese ist besonders gefordert, solange den Akteuren die langjährige Erfahrung mit einem speziellen Projekt fehlt.  

Wird „der Kuchen beim Bäcker gekauft“ (Herstellerwartung), bleibt das Thema vielleicht unauffällig.  Auch beim „Selberbacken“ (Wartung durch Windparkbetreiber) ist der Schaden, den eine mangelhafte Dokumentation verursacht, vielleicht mit erhöhtem Kommunikationsaufwand zu kompensieren.

Was aber, wenn die Betriebsführung in Eigenregie erfolgt,  jedoch Teile von Inspektion und  Wartung für a) Windturbinen, b) Umspannplattform, c) Überwasser-, d) Unterwasserstrukturen und e) Parkverkabelung an verschiedene Auftragnehmer vergeben werden soll?

Oft sind Windenergieanlagen schon bei Inbetriebnahme nicht alle baugleich, und weitere Unterschiede entstehen im Laufe des Betriebs.

Unser Kunde hatte erkannt, welche Bedeutung die Verfügbarkeit eindeutig zuordnungsfähiger und problemlos aktualisierbarer Nutzerinformationen haben wird, um von den wirtschaftlichen Vorteilen eines flexiblen Betriebs- und Wartungskonzepts profitieren zu können.

Gegenstand des anstehenden Termins war daher die Frage, wie der Windparkbetreiber die Informationshoheit über seine Betriebs- und Wartungsprozesse sicherstellen und die Technische Dokumentation über die gesamte Betriebsdauer effektiv nutzen kann.

Der folgende 5-Punkte-Plan war schließlich das Ergebnis unserer Besprechung:

  1. Informationsstruktur gemäß Betriebs- und Wartungskonzept festlegen
  2. Anforderungen der Nutzergruppen an die technische Dokumentation definieren
  3. Kennzeichnung von Anlagenbauteilen und Klassifikation von Dokumenten sicherstellen
  4. vorhandene Spezifikation zur technischen Dokumentation aktualisieren
  5. einen Prüf-, Bearbeitungs- und Freigabeprozess für Nutzerinformationen einführen

Die Arbeit kann beginnen.
 

 

Manuel Welter
Autor:
Blog post Manuel Welter