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Network your information – Wie knüpft man Wissensnetze? (3/3)

Semantische Netze aufzubauen, kann beliebig komplex werden. Das muss aber nicht sein, wenn das Ziel klar definiert ist.

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Network your information – Wie knüpft man Wissensnetze? (3/3)

In dieser dreiteiligen Blog-Serie möchten wir veranschaulichen, welche Rolle Wissensnetze – manchmal auch semantische Netze genannt – bei Informationskonzepten spielen können. Warum Wissensnetze sich eher dazu eignen, komplexe Wissenszusammenhänge abzubilden, als klassische Metadatenmodelle, haben wir in unserem ersten Teil dieser Blog-Serie gezeigt. Im zweiten Teil haben wir beschrieben, wie Use Cases speziell für Service- und Nutzerinformationen aussehen können.

Aber wie fängt man nun an und webt oder knüpft Wissensnetze? Damit man sich während der Detailarbeit nicht von den technischen Möglichkeiten zu immer komplexeren Wissensnetzen verführen lässt, muss zuerst das Ziel geklärt sein. (Welche Kriterien betrachtet werden müssen, damit Informationskonzepte fliegen, haben wir hier beschrieben.)

Ein Fischer wählt die Maschenweite seiner Netze so, dass er zu kleine Fische verschont. Im Vergleich dazu sollten auch die Wissensnetze unser Informationskonzepte nur so engmaschig wie nötig sein, damit die adressierten Nutzer die für ihre Use Cases relevanten Informationen einfangen. Hier ist sorgfältige Konzeptionsarbeit gefragt, ansonsten müssen zu viele Informationen und Metadaten verarbeitet und gepflegt werden. Hierbei dürfen wir die späteren Kennzahlen und ggf. angestrebte Business Cases nicht aus den Augen verlieren.

Sind die Rahmenbedingungen klar, stellen sich drei Kernfragen:

1. Welche Metadaten benötigen wir für unsere Use Cases?

Hier tauchen oft „alte Bekannte“ auf, die sich in der Technischen Kommunikation bereits bewähren konnten: produktspezifische Metadaten, die die Zugehörigkeit von Informationen zu bestimmten Baugruppen und Komponenten beschreiben, und auch Metadaten, die die Art der Information selbst dokumentieren. Aber auch vergleichsweise neue Informationstypen werden relevant. Um das Beispiel mit dem zu niedrigen Ölstand aus dem zweiten Beitrag dieser Blogserie zu realisieren, müssen Ereignisse wie Störungsmeldungen selbst zu Knotenpunkten in einem Wissensnetz werden.

2. Welche Metadaten bekommen wir aus anderen Quellen?

Mindestens im Kontext von Industrie 4.0 und Predictive Maintenance kommen die Informationen, die Nutzer brauchen, aus verschiedenen Quellen. Meist geht es nicht einfach darum, die Daten aus einem Component Content Management System (CCMS) in verschiedenen Ausgabeformaten zu publizieren. Zudem lässt es sich in der Praxis kaum durchsetzen, dass alle Systeme wie CCMS, PIM, Ersatzteilkatalog u. v. m. dasselbe Metadatenmodell „übergestülpt“ bekommen. Systeme, die mit Wissensnetzen arbeiten, können vergleichsweise einfach die relevanten Metadaten aus anderen Quellsystemen einbinden. Die Stärken verschiedener Metadatenmodelle lassen sich so kombinieren.

3. Welche Relationen benötigen wir für unsere Use Cases?

Bisher wurden lediglich die Knotenpunkte unseres Wissensnetzes betrachtet. Jetzt geht es darum, passende Verbindungen zwischen diesen Knotenpunkten zu finden, die für die identifizierten Use Cases relevant sind. Zunächst denkt man hier an hierarchische Beziehungen, wie sie auch in anderen Informationskonzepten aufkommen: Ist-Bestandteil-von könnte so eine Beziehung lauten. Denken wir an das Beispiel aus dem zweiten Beitrag, benötigen wir zwischen der Information der Störungsmeldung und der Information der Störungsbehebung eine Beziehung wie Wird-behoben-durch. Die Störungsmeldung selbst könnte eine Verbindung Wird-registriert-von zu einem Sensor besitzen. Die wiederum könnte eine Verbindung überwacht zu einer anderen Komponente besitzen. Hier wird es schnell komplex, daher sind die vorher definierten Use Cases besonders wichtig.

Gerade durch ihre Vielseitigkeit inspirieren Wissensnetze zu ganzheitlichen Informationskonzepten. Use Cases, die weit über die „klassische“ Welt der Nutzerinformation hinausgehen, werden technisch greifbar oder lassen sich durch geschickte Konzeption vorbereiten. Claude Monet, Dschingis Khan, der Produktionsausfall bei einem Lebensmittelproduzenten oder auch Fischernetze, sie alle mussten für Beispiele in unserer Blog-Serie herhalten. Diese Vielfältigkeit ist auch dem Potential von Wissensnetzen geschuldet. Um sich nicht in den Möglichkeiten zu verlaufen, ist es unabdingbar, mit den ersten Schritten die Use Cases zu definieren. Aber wie lautet die alte Weisheit: Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

Möchten Sie mehr darüber erfahren, wie Wissensnetze Informationskonzepte bereichern können? Gerne präsentieren wir Ihnen unverbindlich unser Pilotprojekt zu semantischen Netzen, das wir mit unserem neuen Kooperationspartner intelligent views GmbH auf der tekom Jahrestagung vorgestellt haben. Kontaktieren Sie uns gerne.

Christopher Rechtien
Autor:
Blog post Christopher Rechtien